PROJEKTE

Titelfoto-Projekte

Mit Nóra zu arbeiten, fühlte sich an wie aus Ton geformt zu werden. Von dem Vorsingen bis zur letzten Aufführung hatte ich das Gefühl, dass etwas von außen Unsichtbares in uns gemeinsam geformt wurde und wuchs. Und es war ihre ruhige Ermutigung und Aufgeschlossenheit, die mir erlaubte, dem blinden Fleck zu Vertrauen. Schließlich hat sie Dinge aus mir geholt, die ich nicht für möglich hielt.

Dylan Nichole Bandy


Il Maestro e lo Scolare – Klaviermusik und Improvisation für vier Hände mit Armin Thalheim (2015)

Zu Zeiten Mozarts wurden Hauskonzerte, sog. Salons, immer beliebter. Meist spielte man auf Cembalo, Tafelklavier oder den neuen Stein’schen Pianofortes. Neue Kompositionen für Orchester wurden umgehend vierhändig gesetzt und von begeisterten Klavierschülerinnen vorgetragen. Doch spielte man natürlich auch Originalwerke. Im Glambecker Osterkonzert erklingen ausschließlich originale Kompositionen. Der 18-jährige Mozart komponierte 1774 die vierhändige B-Dur-Sonate. Das Jahr 1774 taucht hinter vielen seiner Kompositionen auf. So komponierte er in Salzburg u. a. zwei „Missa brevis“, das „Dixit“, „Magnificat“ und 9 Sinfonien.

Schuberts f-Moll Fantasie entstand als eines seiner letzten Werke im Jahre 1828. Er scheint in diesem eindrucksvollen Werk alle Lebensstationen zusammenfassen zu wollen, vom feierlichen Ernst bis hin zum fröhlich-turbulenten Leben in Wien.

Fast 30 Jahre lang verbrachte Haydn bei Familie Esterhazy und war für weit über 100 Musiken in einer Saison in drei Residenzen verantwortlich. In diese Zeit fällt die vierhändige Komposition des Meisters für sich und vielleicht eine seiner Schülerinnen „Il Maestro e lo Scolare“. Ungewöhnlich ist in diesem Konzert eine vierhändige Improvisation mit dem Titel „Osterspaziergang“. Zu diesem Thema werden auch die Zuhörer einen kleinen Beitrag leisten können.

Brahms komponierte 1865 in Wien die wunderschönen 16 Walzer Op. 39 und widmete sie seinem Freund und Gönner Eduard Hanslick. In einem Brief schrieb er ihm: „Ich dachte an Wien, an die schönen Mädchen, mit denen du vierhändig spielst, an dich selbst, den Liebhaber von derlei, den guten Freund, ich fühlte die Notwendigkeit, Dir es zuzuschreiben.“


Projekte-Orchester-2014

KAMMERORCHESTER der Heinrich-Böll-Stiftung (seit 2014)

Die ehemalige Stipendiatin Nóra Füzi hat das Heinrich Böll Kammerorchester im 2014 gegründet. In ihm musizieren Stipendiaten und Alumni der Heinrich Böll Stiftung zusammen mit Berufsmusikern. Ihre Vision ist ein „Grünes Symphonisches Orchester“ aufzubauen, welches für „Grüne Zwecke“ musiziert.

Im Herbst 2014 fand das erste öffentliche Konzert des Kammerorchesters statt. Es war den Aids-Waisen der St. Petérs Secondary School in Bombo-Kalule Uganda gewidmet. Das Orchester spielte „Vivaldi: Concerto RV 535“, „Manuel DeFallas Pantomime“ und „Feuertanz“ aus El Amor Brujo.


VIERHÄNDIG MIT HELMUT DEUTSCH – FESTIVAL CULLY CLASSIQUE (2013)

Das Projekt des Cully Classique Festivals „Vis-à-Vis“ bringt junge talentierte Musiker mit international anerkannten Künstlern zusammen, vor allem um gemeinsam zu musizieren. In 4 Tagen treffen sich die Musiker zur Vorbereitung eines Repertoire. Am fünften Tag stehen sie zusammen auf der Bühne, und ihre Produktion wird aufgenommen und gefilmt.

Im Jahr 2013 studierte und spielte Nóra Füzi mit Helmut Deutsch vierhändig die Vokalquartette (Op. 72) von Hans Huber. Weitere Informationen
(Fotos von Anne Laure-Lauchet)

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JUDIT MIT DER SOPRANISTIN NADJA MICHAEL (2013)

Im Jahr 2013 hat Nóra Füzi mit Nadja Michael die Rolle von Judit aus der Oper von Herzog Blaubart´s Burg einstudiert.
Die Sängerin hat die Premiere der Oper unter der Regie von Marius Trelinski und musikalischen Leitung von Valery Gergiev erst im Warschauer Teatr Wielki (13. Dezember 2013), dann im New Yorker Metropolitan Opera House (27.1.2015) gesungen.

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BÉLA BARTÓK: HERZOG BLAUBARTS BURG (ABSCHLUSSPROJEKT 2012)

„Mein Blaubart“ – ein sehr subjektiver Bericht von Nóra Füzi

Eine Opernproduktion ganz alleine auf die Beine zu stellen, war schon immer einer meiner tiefsten Träume. Als ich die Möglichkeit gesehen habe die einaktige Oper von Bela Bartok, Herzog Blaubarts Burg, als meine Abschlussprüfung auf die Bühne zu stellen, zögerte ich keinen Moment. Ich wollte einfach der Herausforderung entgegengehen, an einem – im besten Wagnerschen Sinne  – „Gesamtkunstwerk“ zu arbeiten und zwar als Person in jeder entscheidenden Funktion.

Als musikalische Leiterin habe ich mit dem Einstudieren der Partitur (Sängerpartien singen und Orchestermusik als Klavierauszug spielen) ein Jahr vor der Aufführung angefangen. In dieser Funktion wusste ich relativ früh, dass ich für die Rolle von „Blaubart“ gerne Adam Cioffari hätte. Ich kannte ihn aus einem früheren Projekt – und Gott sei Dank hat er zugesagt. Dagegen war es ganz schwierig eine richtige „Judit“ zu finden. Diese Rolle braucht schon an sich eine enorme stimmliche Leistung! Außerdem habe  ich eine Sängerin haben wollen, die sich auch für die – mir grundsätzlich wichtige – psychologische Seite der Oper interessiert und sie in ihre Rollengestaltung einbringen wird.

In Opernhäusern ist das wahrscheinlich wohlbekannt, diese nervenzehrende Suche nach dem richtigen Darsteller. Für mich dagegen waren solche Fragen, wie und wo man die richtige Person für Judith findet, die Hoffnung, dass der ausgesuchten Person die Rolle gefällt, dass sie an dem festgelegten Termin und davor für die Probephase Zeit hat und auch zusagt usw. Alle diese Fragen haben mich etwas unvorbereitet getroffen und dementsprechend sehr in Anspruch genommen. Ich sollte aber dadurch schnell lernen, wie man optimistisch in die Zukunft guckt, und nicht bei jeder Absage zugrunde geht.

Die Rolle von Judit wurde gefunden, in der Person von der super intelligenten Mezzosopranistin, Dylan Nichole Bandy. Fünf Monate vor der Vorstellung war es schon 5 vor 12, meine Freude war um so größer. Die ganze Arbeit stand aber noch vor uns, deswegen haben wir sofort angefangen.
Da wir die Oper auf ungarisch aufführen wollten, bedeutete es vor allem das Kennenlernen der ungarischen Aussprache (Wörter, wie z.B „gyönyörü“), der Melodie und des Rhythmus der Sprache, die Geschichte und natürlich die Bartokschen Musik.

Wer so eine Einstudierung schon einmal gemacht hat, wird wissen, was jetzt kommt: die immer größere Anspannung, ein sich immer mehr nähender Aufführungstermin und die Schwierigkeiten Probetermine zu finden. Und natürlich klappt der sorgfältig vorbereitete Plan nie so, wie man es sich vorstellt. Dann steht man plötzlich zwei Wochen vor der Aufführung und scheint es alles nicht mehr verwirklichen zu können. Die musikalische Proben laufen irgendwie – aber in zwei Wochen fertig zu werden?! Plötzlich stellt sich heraus, dass man im Raum nur halb so viele Proben haben kann, wie es gewünscht war und der Beleuchter nur an einem einzigen Tag vor der Aufführung zur Verfügung stehen wird. Organisation-Organisation-Organisation ohne Ende, der Kopf brummt, und die Energien scheinen bis zum letzten Ende ausgeschöpft zu sein.

Wie halte ich die zwei Wochen durch?

Just in dem Moment, wo man schon drauf und dran war abzusagen, bekomme ich einen wunderbaren neuen positiven Schwung: Absagen? Nach so viel Arbeit, ich träume davon seit mehr als einem Jahr, habe so viel Energie, Liebe investiert… NEIN, mein Blaubart ist einfach ein Muss, hat jetzt seine Zeit und Punkt!
Ich habe meine Gedanken umstrukturiert, alles abgesagt, was nicht mit Blaubart zu tun gehabt hat, alle unveränderlichen Umstände angenommen, alles Veränderliche bis zum Möglichen angegangen. Dann kam die ganze Sache langsam ins Rollen, die Teilnehmer haben meinen Schwung irgendwie übernommen. Am vorletzten (!!) Tag hat es sogar geklappt, die Idee der Darstellung von Blaubarts drei früheren Frauen und ihre Seufzer in der Hinterbühne unter Dach und Fach zu bringen.

Wir haben bis zur letzten Minute geprobt – wortwörtlich! 10 Minuten vor 19 Uhr hieß es in den Umkleideraum gehen. Und dann los! Das ganze Blaubart-Team, das inzwischen auf zehn Häupte angewachsen ist, hat für die nächste Stunde als ein Herz geschlagen, und die Vorstellung ohne grössere Unfälle durchgelaufen, wobei wir NIE einen richtigen Durchlauf mit allen drum und dran (Beleuchtung, Applausordnung, Hinterbühne, usw.) machen konnten!

Mit der halbszenischen Aufführung von Bartoks: Herzog Blaubarts Burg im Juni 2012, wurde mein Traum wahr. Das größte Unternehmen meines Lebens ging zu Ende und ich habe schon wieder neue Ideen…